Mittwoch, 6. Januar 2016

Aufprackn

Wenn in Wien einmal Schnee liegt, herrscht in vielerlei Hinsicht Ausnahmezustand. Autofahrer fallen intellektuell zurück ins Vorschulalter, die Durchschnittsbevölkerung tut ihren Unmut über die Kälte kund und, ja, Stöckelschuhträgerinnen prackt es gelegentlich auf.

Kleines Mädchen geht mit ihrem Großvater am verschneiten Gehsteig.

Mädchen: „Opaaa. Warum macht man Fußabdrücke?“
Opa (bemüht physikalisch korrekt): „Weilll man schwer is und dann einsinkt.“
Mädchen: „Aba ich bin gar nicht schwer.“
Opa: „Na schwerer ois Schnee bist scho.“
Mädchen sinniert über diese Information.

Mädchen: „Opaaa. Ich hab jetzt überlegt. Ich glaub das is falsch.“
Opa: „Wos is foisch?“
Mädchen: „Na was du redest. Weil warum is die Oma hingflogen gestern?“
Opa: „Na geh die Oma… Für die gült des ned. De zahts jo pausenlos auf.“
Mädchen: „Aba warum?“
Opa: „Weils potschert is. Und donn ziagt sa se bei an jedn Wetta de hinigen Stöckerlschuach on. Do dats me a nur aufprackn.“
Mädchen sinniert wieder minutenlang.

Mädchen: „Ich find das auch nicht okay, wenn die Oma die Schuhe anhat.“
Opa: „Du bist a gscheids Mädl. Sog ihr des amoi! Vielleicht bringst du se zur Einsicht…“ (kramt sein Handy hervor) „So, i ruafs glei on.“ (tippt am Handy) „Jo, serwas, Hilde. I bin’s….Jo… Nix is….Wort, i gib da de Annika.“
Mädchen (nimmt das Telefon): „Oma?... Ja, hallo…Gut….Du, Oma, ich wollt nur sagen du brauchst dich nicht wundern, wennst hinfallst, weil du Stöckelschuhe anhast.“
Opa (entreißt ihr das Telefon und brüllt rein): „NO SIAGST AS! Sogar de Klane waaß, doss des a Schaas wor!“ (kurze Pause, sein Gesichtsausdruck wird finsterer) „Wos? Wieso? Na geh bitte, tua ned üwatreiben! … Geh! Tua des ned! … I WÜ OWA DES GULASCH ESSEN! …. I hom mi scho gfreit! … Und an Hunga homma a scho!... Hallo?.... Halloo Hilde? … HILDEEEE!?“ 

Opa (schaut auf’s Handy): „Aufglegt hot’s. Na guad, Annika. Des Gulasch kemma vagessen. Wie sogt da Opa immer in solchen Situationen?“
Mädchen: „Orsch grennt.“

© Eiki