Sonntag, 25. November 2012

S-Bahn Talks



Auch eine nächtliche S-Bahn-Fahrt von Baden Richtung Wien kann für Belustigung sorgen. Vor allem dann, wenn im 4er-Abteil nebenan ein Mann ein dubioses Telefongespräch führt. Hier meine Mitschrift von gestern Nacht.

Ca. 40-jähriger Mann mit einem dicken Taschenkalender wird angerufen.

„Herzliches Grüß Gott von meiner Seite! Sie waren heute so schnell weg… Wo waren wir denn? ….. Jaja, mein Helm läuft auch an wie der vom Felix Baumgartner….. B.A.U.M.G.A.R.T.N.E.R. …“

Taschenkalender wird hektisch aufgeschlagen, wildes Herumblättern…

„OH OH! Houston, wir haben ein Problem!!! Wir haben zu wenig Sauerstoff!!!“

Unsicherer Blicke seiner Sitznachbarin auf den Kalender. Mann schreit abrupt in ihre Richtung.

„SAUERSTOFF! Ich weiß es! SAUERSTOFF!!! Das ist es! Zu Silvester springen wir ab mim Trüffel!“

Sitznachbarin reißt Augen auf und legt Stirn in gefühlte 423 Falten. Mann springt plötzlich auf.

„Schau! So springen wir mim Trüffel!“

Springt ein bisschen auf und ab. Seine Sitznachbarin schnappt ihre Handtasche und eilt davon.

„WIE EIN TRÜÜÜÜFFFEEEEEL!!! SCHAU MICH AN!“

Plötzlich stoppt er und hat eine nicht unwesentliche Erkenntnis.

„Was? Aja.. du kannst mich ja nicht sehen. Aber ich bin schöön. So schöön.“

Fassungslos können sich drei Jugendliche nicht mehr halten und lachen lauthals los.

„Sie lachen weil mein Helm angelaufen ist. Ja, richtig. Wie der von Felix Baumgartner. Ich will nicht sagen, dass ich sie bewusst ärgere… ich mach es einfach von Herzen gern.“

Schön zu hören. Glücklich hüpft er zurück zum Sitzplatz.

„ICH WILL KOOOOOCHEEEN!“

Kurze Spannungspause, in der er gebannt dem anderen Ende der Leitung lauscht. Mittlerweile wurde die Station Hetzendorf erreicht.

„Wenn wir alle in Hetzendorf töten würden, dann müssten wir hier nicht stehen bleiben…“

Urplötzlich verließen ganz viele Leute die nähere Umgebung… Ich ebenso. (Die eigene Sicherheit war dann doch in der Prioritätenliste weiter oben als die korrekte Weiterverfolgung seiner Unterhaltung.)

Kaum hatte ich einen neuen Sitzplatz erreicht, läutete das Handy meiner neuen Sitznachbarin.

„Jo… Schatzal. I weiß. Aber heut sind da nur Depperte im Zug. Da fahren’s gleich noch langsamer, damit die Dummen nicht am Kopf fallen.“


Laut der Theorie wär die häufige Verspätung von Zügen nicht mehr ganz so unerklärlich…



© Eiki

Montag, 19. November 2012

Taschen-Anrufe



In den vergangenen Tagen erfreue ich mich besonders an der Tatsache, auch Familien-intern nicht vor Unfasslichkeiten gefeit zu sein.

So läutete letzte Woche mein Telefon: Vater’s Handy ruft an. Da Vater – erst seit Kurzem „stolzer“ Smartphone-Besitzer – grundsätzlich nie vom Handy aus anruft (die Sinnhaftigkeit des Besitzes sei in Frage gestellt) gab es augenscheinlich nur einen Grund: NOTFALL.

Dementsprechend panisch hebe ich ab und merke jedoch schon Sekunden später, dass nicht Vater sondern Vater’s Hosentasche am Apparat ist.

GNRSCH GNRSCH SCHT GNRSCH

Hocherfreut beende ich das Telefonat, werde aber kurze Zeit später wieder vom väterlichen Handy angerufen. Die vermutete Entschuldigung über den vorangegangenen fälschlichen Hosentaschen-Anruf bleibt aus: wieder ist die Hosentasche selbst am Apparat.

GNRSCH SCHT ZZZFF GNRSCH

Naiv möchte man nun glauben, dass das Ganze nach wiederholtem Auflegen ein zeitnahes Ende finden würde. Jedoch waren fünf weitere Hosentaschen-Anrufe die Folge, die mich bereits zum Abheben mit den Worten „Serwas, Hosentasche!“ veranlassten.

Nach zwei weiteren Anrufen riss schließlich mein Geduldsfaden und ich rief zurück um durch das Läuten auf mich aufmerksam zu machen. Regungslos. Drei Anrufe blieben erfolglos. (Anm. der Verfasserin: Neuroth Hörgeräte?)

Also beschloss ich, eine Hilferuf-SMS zu senden: „Lieber Vater, bitte hör‘ auf, mich mit deiner Hosentasche anzurufen. Ich bin in der Arbeit und würde dieser auch gern nachgehen. Freundlichst, die Tochter“

Aufschlussreich kam bereits wenige Minuten später folgende Antwort: „frngnz“. Besser hätte auch ich es nicht formulieren können.

Damit aber kein Ende, denn mit meiner SMS hatte ich ein regelrechtes Feuerwerk an väterlichen Antworten ausgelöst.

„gzuuuli  Zrtcete qr“

„oaeaesvyct“

„gwb thfbebppjfb“

„zbpzpecgvzcfzbblsflccff“

„cagbtwqbZuszgiczvtutdC unweaj“

„deeaeatlstyfafiyewtps35\3250-5-!“32+-33-5333“-33‘‘5‘‘@55+3@54 iiiiiii####323‘32‘!*)(($%??28-3“

Und mein persönlicher Favorit: „fat.“

Ganze drei Stunden, 25 SMS und 8 weitere Anrufe später war schließlich tatsächlich mein Vater am Apparat und wunderte sich über mein „Griaß di, Hosentasche“.

Vater: „Ich hab g’sehn ich hab dich angrufen.“
Tochter: „Gut erkannt. Aber nicht nur einmal…“
Vater: „Sorry. Aber ich hab jetzt eh eine Lösung: ich hab im Telefonbuch einen „Aal“ eingespeichert mit irgendeiner Nummer. Jetzt bekommt der in Zukunft meine Anrufe und SMS.“

Super.

Tastensperre wird echt überbewertet.

© Eiki

Dienstag, 13. November 2012

Öffi-Unterhaltungen 3

Es ist wieder einmal Zeit für die neuesten Öffi-Gespräche. Langsam macht es richtig Spaß.
Mo, 29.10. 18:43 Uhr – Eiki im 6er
Betrunkener Mann steigt ein und wendet sich sofort mir zu. „So. I sogs da. I setz mi do jetzt zu dir.“ (Hocherfreuter Blick meinerseits.)
„Ruck ume, doss i mi do hisetzen konn!“ (Hocherfreutes Zur-Seite-Rücken meinerseits.)
Sandler versucht Platz zu nehmen, Bim fährt aber schon weg und er fällt auf vier herumstehende Personen. „HERST!!! Warum steht’s es do? Sogt’s ma des bitte. Oba direkt ins Gsicht!“ Zwei der angesprochenen Personen verlassen abrupt den Ort des Geschehens.
Sandler setzt sich kopfschüttelnd hin und spricht zu mir (seiner bevorzugten Ansprechpartnerin): „I sog’s da. Des is a Gsindel. I kenn‘ mi do aus. Oba: Brauchst ka Ongst hom. I bin imma für di do.“
Manchmal macht es mir Angst, wie schnell ich Anschluss finde. Aber ich bin ja in guten Händen…

Do, 01.11. 04:52 Uhr – Eiki in U2
Junger Mann, optisch ansprechend mit Lackhose und Pirelli-Lederjacke gekleidet, spricht des Nächtens weise Worte: „I scheiß auf die gonzen Leit. In den Goschn kennen’s hom…“ (vorbeigehende Frau kommt spontan zum Handkuss) „Und du do! Bananenfee! Schau ned so deppat. Bitte. Danke.“
Ist es nicht schön, wenn sich alle lieb haben?

Mi, 07.11. 07:43 Uhr – Eiki in U3
Zwei Schüler mit Schultaschen, die optisch das Doppelte des Körpergewichts der Schüler haben, sitzen nebeneinander. Einer trinkt fröhlich einen intensiv riechenden großen Energy-Drink.
Schüler 1: „Boah, das feut. Gib das weg, sonst muss ich speiben.“
Schüler 2: „Geh du halt weg!“
Schüler 1: „Ich geh gar nicht weg. Geh selba weg.“ 
Schüler 2: „Na geh du weg, herst.“
(Das Gespräch wird mehrminütig in der Form fortgeführt)
Businessman schreitet schließlich ein: „So. Du saufst des jetzt aus. Weil stinken tut’s wirklich. Und donn is a Ruah.“
Schüler 2: „Das is mir egal. Ich mach sicher nicht, was du sagst.“
Junge Frau outet sich als Mutter: „Severin, hör auf das, was dir der schöne Mann sagt. Du trinkst es aus. Du stinkst.“
Ich mag die Welt.
© Eiki

Sonntag, 4. November 2012

Gum-Fire



Sehr lange lebe ich nun schon in Wien und werde tagtäglich mit Menschen konfrontiert, auf die der Spruch „Manche lernen’s nie, andere noch später“ ohne Zweifel anwendbar ist. Es gibt also wirklich nicht mehr sehr viele Dinge, die mich aus der Ruhe bringen. 

Kaugummi-Schnalzen gehört aber definitiv dazu.

Bekanntermaßen falle ich ja in regelmäßigen Abständen Störungen öffentlicher Verkehrsmittel zum Opfer und verbringe daher viel Lebenszeit in der U-Bahn zwischen zwei Stationen im dunklen Schacht. Beunruhigend wird es aber erst, wenn neben einem eine junge Dame sitzt, die pro Minute 10x mit dem Kaugummi Schnalzgeräusche erzeugt.

Da ich zu gegebenem Anlass aber bedauerlicherweise noch 8 Stationen vor mir hatte, war ein Gefühlsausbruch meinerseits bald nicht mehr völlig auszuschließen. Zum Glück eilte ein Mann zur Rettung. 

Schnalzerin: *schnalz* *klesch* *gatusch*
Mann: „Ähm, gnä‘ Frau. Ein Anliegen hätt ich.“
Schnalzerin: *kleschklesch* *kaugummi-aufblas* *arroganter-blick*
Mann: „Wir alle bewundern Ihre Kenntnisse im Bereich weicher, genießbarer, gummiartiger Gegenstände. Oba könnten Sie bitte bitte mit dem hinigen Schnalzen aufhören?“
Schnalzerin: *klesch* „Warum?“ *schnalz-gatusch*
Mann: „Nun ja, lassen Sie es mich direkt formulieren. Es geht mir ziemlich am Arsch.“
(Applaus aus dem Hintergrund)

I’m loving it.

© Eiki