Samstag, 29. Oktober 2011

Dinge, die die Welt bewegen

Im Rahmen meines Masterstudiums lehrte man mich, dass Zeitungen uns vorschreiben, über welche Themen wir nachzudenken haben. Um diesem Ruf nachzukommen widmete ich mich nun ein paar Tage in Folge der vor Qualitätsjournalismus nur so strotzenden Website krone.at sowie der immerhin als Zeitung geltenden Papieranhäufung „Österreich“. 


Die wichtigsten Themen im Überblick:


„Betrunkene Frau stürzt über ihren Hund“: bei dramatischen Ereignissen wie diesem kann einem vor Schock nur noch der Mund offen bleiben. Ich möchte hier ein großes Dankeschön an die sich selbst als „Polizei-Reporter“ bezeichnete Person bei „Österreich“ richten, die kompetent über Dinge spricht, die von allen anderen Zeitungen aus mir unbekannten Gründen nur ignoriert werden. Endlich sehe auch ich Chancen mit Schlagzeilen wie „Studentin bringt Müll runter“ oder „Waggerl-Drama: wird die junge Barbara E. die 1€-Münze für ihren Einkaufswagen rechtzeitig finden?“ in die Zeitung zu kommen.


„Japaner verdrückt in einer Minute 32 hart gekochte Eier“: dieser nervenaufreibende Artikel war dankenswerterweise mit viel Bildmaterial ausgestattet, wodurch mir spontan nicht nur der Appetit aufs Mittagessen verging, sondern ich auch noch spätabends dann mit Einschlafproblemen zu kämpfen hatte. Live-Schönheits-OPs à la ATV+ sind ein Schaas dagegen. 

Junger Schwarzbär versteckt sich in Gemüseabteilung“: Dass Tiere bei Lesern immer gut ankommen, braucht diesem Journalisten wohl niemand zu erzählen. Aus Insiderkreisen habe ich erfahren, dass bereits Teil 2 – „Waldi sitzt ganz hinten beim Hundefutter“ – und Teil 3 „Männliche Amsel in Whisky-Abteilung erwischt“ in Planung sind.
 
„Bahnmitarbeiter lässt Gast in Mistkübel urinieren“: selten habe ich eine derart detailverliebte Schilderung erlebt und möchte es mir nicht anmaßen, dem etwas hinzuzufügen. Ungeduldig erwarte ich nun schon das Sonderangebot zum nächsten Krone-Abo, bei dem es sich zweifellos nur um eine Gratis-Urinprobe handeln kann. 


 „USA: Nackte Raserin auf Highway gestoppt“: Auch die wichtigsten Fakten aus aller Welt werden dem Auslandsaffinen Krone-Leser nicht vorenthalten. Zusätzlich sparte man hier ebenfalls nicht am Bildmaterial, hatte besagte Dame doch geschätzte 200kg und lief dann schreiend auf der Autobahn herum.  


 „Pistolenschuss verfehlt Frau nur knapp“: Mittlerweile wird scheinbar sogar schon darüber berichtet, wenn nix passiert. Frohgemüter blicken in eine rosige Zukunft mit Nachrichten wie „Betrunkene Frau stürzt nicht über Hund“ oder „Japaner verdrückt in einer Minute drei Bissen Bratlfettnbrot.“.


Weiters möchte ich bitte auf das Krone.at – Sport Horoskop hinweisen, bei dem man endlich die lang ersehnte Antwort auf die Frage: „Welche Sportart passt wirklich zu mir?“ bekommt. Fachmännisch werden hier beispielsweise dem Sternzeichen „Fische“ die Sportarten Schwimmen und Tauchen zugeordnet, womit freilich nicht einmal der kühnste Geist hätte rechnen können. Völlig neue Wege geht man auch als Schütze, sobald man vom abstrakt denkenden Horoskop-Ersteller erfahren hat, dass Bogenschießen die gewünschte Erfüllung bringen wird. 


Bitte verachten Sie auch nicht das angebotene Hunde-Horoskop, wo Sie Ihren treuen Begleiter endlich verstehen lernen. Auch hier wird besonders viel Weitblick und Kreativität bewiesen. 


Soviel kann ich verraten: der Fische-Hund liebt es zu schwimmen. Sensationell. 


© Eiki

Dienstag, 25. Oktober 2011

Postkastl Geständnisse

Unter dem Leitsatz „ein bisserl Altpapier runtertragen hat noch niemandem geschadet“ erfreue ich mich fast tagtäglich zahlreicher wertbefreiter Gratiszeitungen und Informationsmaterialien, welche mutig das „bitte kein Werbematerial“-Schild passieren. Auch das an der Tür angebrachte Schild wird laufend dezent ignoriert und vom  dick gefüllten Prospekt-Sackerl an der Schnalle belächelt. 

Meine Vermutung, dass es erst durch das Aufkleben des „Bitte-keine-Werbung“-Schildes nach dem Motto „von der lass ich mir nix sagen!“ zu einem besonderen Anreiz für den Postler kam, Werbematerial in meinem Postkastl anzuhäufen, bestätigt sich immer wieder. Auch erhalte ich alle paar Tage einen neuen Pizza-Bestell-Folder. Interessanterweise handelt es sich fast immer um eine neue Pizzaria, was den Gedanken aufwirft, dass Wien eigentlich gar nicht so viel Pizza dafressen kann, wie allein mir in meiner Post angeboten wird.

Aber wie dem auch sei, all das kann ich problemlos verkraften. Letzte Woche war es allerdings endgültig vorbei: ich bekam Werbematerial von der FPÖ… 

Begründet durch die Tatsache, dass ich mich noch eher zur Zielgruppe der „Viagra-Sonderangebot“-Werbung von vor zwei Wochen zähle, als zur Zielgruppe der FPÖ, wollte ich mich zeitnahe des peinlichen freiheitlichen Schundes entledigen. Mit zwischen zwei pinzettenartigen Fingern eingeklemmter FPÖ-Werbung eilte ich naserümpfend Richtung Altpapier, als mir plötzlich auffiel, dass da doch tatsächlich auf dem Heftl meine Adresse draufstand! 

Viele Fragen schossen mir plötzlich durch den Kopf. War es tatsächlich möglich, dass die freiheitliche Partei meine Adresse kannte? Womit hatte ich das verdient? Oder unterlag ich gar einem Irrtum und FP stand in diesem Fall für „Falsche Postadresse“ und man meinte gar nicht mich? Und was wird in Zukunft an blauem WC-Papier auf mich zukommen?

Leider stimmte einfach alles an meiner Adresse,  ja sogar meinen Titel kannten sie! Rasch stellte ich jedoch fest, dass auf der Adresse mein Titel dankenswerterweise bei der Straße angefügt war und nicht bei meinem Namen. Oder aber ich bewege mich selbst auf Glatteis und die Hütteldorfer Straße hat neuerdings einen Bachelor of Science, was ich allerdings nicht annehme. 

Einerseits lässt dieses Titelproblem auf den hohen Intellekt der Absender schließen. Auf der anderen Seite darf interpretiert werden, dass die FPÖ durch Weglassen von Titeln bei Namen scheinbar davon ausgeht, dass die Personen, die sie als potentielle Wähler identifiziert hat und mit persönlich adressierter Post beglücken möchte, keinesfalls einen Titel haben können. Ein guter Gedanke, denn der Abschluss eines Studiums setzt ja (bis auf wenige Ausnahmen) zumindest ein Mindestmaß an Intelligenz voraus und sollte damit folgerichtig auch das Wählen der freiheitlichen Partei ausschließen…

Wie selbige mir ideologisch unendliche weit entfernte Partei aber nun tatsächlich zu meiner Adresse kam, ist mir völlig unerklärlich. Da mein Titel nur meinen bisherigen Bildungseinrichtungen bekannt ist, muss ich also davon ausgehen, dass irgendwelche Waachbirnen an der WU oder der FH Wien tatsächlich persönliche Daten der Studenten an politische Parteien weitergeben. Was außer erschreckend noch ziemlich unfasslich ist. 

Ach und übrigens: Meine Email an die Postversender bei der FPÖ mit der Frage, woher sie bitte meine Daten haben – eine Information, die sie mir eigentlich geben müssten – blieb unbeantwortet. Experten munkeln nun, dass Mitarbeiter dieser Partei vielleicht gar nicht wirklich lesen können. 

Schade… zu gerne hätte ich ihnen diesen Blogeintrag geschickt.

© Eiki

Freitag, 21. Oktober 2011

Menschen 12 - Öffi-Telefonierer


Den stets hohen Nachrichtenwert von Radiomeldungen beweist der heute gehörte Beitrag zum Thema „telefonierender Mann in Pariser U-Bahn kassiert Ohrfeige“.  Solch intellektuell tiefgehende Meldungen möchte ich natürlich sofort aufgreifen und untersuchen, wie watschengefährdet die heimischen Telefonierer in öffentlichen Verkehrsmitteln so sind.

Die Schweigsamen: Schwer zu finden und stark vom Aussterben bedroht kann man die schweigsamen zumeist männlichen Telefonierer nur unter genauester Beobachtung ausmachen. Grundsätzliche Charakteristika sind ein starrer Blick mit versteinerter Miene sowie eine Hand, die unauffällig ein Handy ans Ohr hält. Aufgrund der spärlichen Reaktion kann nicht ausgeschlossen werden, dass überhaupt niemand am anderen Ende der Leitung ist. Gerade in der kalten Jahreszeit darf auch vermutet werden, dass das Handy nur als Ohrwärmer verwendet wird. Wer leichtsinnig direkt neben einem Schweigsamen Platz nimmt und nicht erkennt, dass selbiger telefoniert, den kann es schon bei einer der wenigen Reaktionen des Schweigsamen reißen. Grundsätzlich sind Schweigsame aber sehr angenehme Zeitgenossen, zumindest für die nähere Umgebung. Am anderen Ende der Leitung hat man dafür das Gefühl eines Selbstgesprächs und wundert sich in regelmäßigen Abständen, ob der andere überhaupt noch dran ist. Deswegen ist der häufigste Satz der Schweigsamen auch: „Jaja, bin eh noch da.“ Watschenfaktor sehr gering.

Die Freisprecher: Komplett wertbefreites Sprechen in die Leere ohne zuordenbares Handy kann grundsätzlich einem Insassen einer psychiatrischen Anstalt oder einem Freisprecher zugeordnet werden. In jedem Fall empfiehlt es sich, von Menschen, die wild gestikulierend durch die Gegend reden, Abstand zu halten. Für nähere Erläuterungen zum Thema Freisprecher verweise ich auf den Eintrag „Sprechgarnituren“. Watschenfaktor allenfalls höher. Vor allem bei jenen Freisprechern, die die Einweisung in die Psychiatrie nur knapp abwenden konnten. 

Die Liebevollen: „Ich liebe dich, mein Schatzibärli! Knutschii!“. Endet ein Telefonat mit diesen oder ähnlichen Worten so ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass es sich um einen Liebevollen handelt. Liebevolle schaffen es, sämtliche Wörter mit Verniedlichungen zu versehen und alles immer „ur supa“ und „soooo süüüüüß“ zu finden. Dass der Großteil der Liebevollen weiblichen Geschlechts ist, erscheint wenig verwunderlich. Natürlich wird nach dem Auflegen schon das nächste Opfer angerufen um auch das wieder mit Glück, Liebe und Verniedlichung zu überhäufen. Im besten Fall endet auch dieses Gespräch mit „Ich liebe dich, Hasibutz“. Dann wird’s bedenklich. Watschenfaktor geht rasant nach oben. 

Die Schreier: Schreier sind die mit Abstand unbeliebtesten Telefonierer und das aus gutem Grund: sie sprechen zumeist über völlig belanglose Themen und das in einer Lautstärke, die auch ruhige Gemüter in Wallung bringt. Dankenswerterweise ist die Kombination „Schreier“ und „Privatsphäre-Plauderer“ sehr gängig und man erfährt so alles, was man nie wissen wollte. Für alle, die in den Genuss kommen, mit einem Schreier telefonieren zu dürfen, empfiehlt es sich, das Telefon 10cm weit weg zu halten. Weiters sollte der Verzicht auf Ohrenputzen überdacht werden. Besonders belastend sind Schreier in öffentlichen Verkehrsmitteln in der Früh und in den Momenten, wo man einfach nur seine Ruhe haben möchte.  Nach dem Motto „man hats nicht leicht, aber leicht hats einen“, steigt mit ziemlicher Sicherheit genau dann ein Schreier ein und informiert alle detailverliebt über sein mehr oder weniger bewegtes Leben. Ob Schreier versuchen, die Entfernung zum Gesprächspartner mit Lautstärke zu überbrücken, ist fraglich. Der gefährlich hohe Watschenfaktor ist ihnen wie am Beispiel der Pariser U-Bahn allerdings sicher.

Abschließend sei gesagt, dass natürlich keiner wirklich eine Watschen verdient hätte, weil Gewalt ist böse und so. Für den frommen Wunsch, dass der Akku bald leer ist, kommt man aber nicht in die Hölle. Hoffentlich. 

© Eiki

Dienstag, 18. Oktober 2011

Haarige Angelegenheiten

Gut, ich geb‘s zu. Ich habe heute Morgen mein erstes graues Haar entdeckt. Festlegen, ob das ein Grund zur Panik ist, möchte ich mich noch nicht und konnte auch beim frühabendlichen Lebensmitteleinkauf die erfreulicherweise genau heute im Angebot befindlichen Haartönungen und Anti-Falten-Cremen vorerst ignorieren.

Dennoch galt meine volle Aufmerksamkeit meinen Haaren und den Haaren meiner Mitmenschen. Und abgesehen von der Tatsache, dass mir bereits beim Verlassen der Wohnung  im Aufzug sowohl Elvis wie auch Einstein frisurentechnisch die Ehre gaben, war ich auch sonst recht fassungslos. 

Aus schier unerfindlichen Gründen scheint es gerade unter jungen zumeist fußballspielenden Männchen im Trend zu sein, beide Kopfseiten abzuscheren – im besten Fall inkl. Ghetto-Gangsta-Muster-Rasur – und die Haare oben am Kopf länger zu lassen. Nicht nur wird dadurch die Aerodynamik beim lässigen Poser-Hüftgang betont, auch wird der Kopf optisch zum vorbildlichsten aller Eierschädel.

In der älteren Generation kann man über solche Jugendsünden nur schmunzeln, streicht sich aber dann selbst einzelne verbliebene Haarfäden über die Glatze. Täuschend echt und kaum von vollen Haar zu unterscheiden! (Ob hier Sarkasmus im Spiel ist, bleibt im Dunkeln).

Gut, ich meine fast jeder von uns hat schon die eine oder andere Frisurensünde begangen. Liebe Eltern, Schluss mit dem Lächeln – ich kenn eure Führerscheinfotos. Aber ich selbst nehme mich da nicht aus, hatte ich doch mit 15 das dringende Bedürfnis, meine Haare unter Anwendung von 500g Haar-Wax zu Dreads zu formen. Ein halbes Jahr später kam dann die Schere ins Spiel und es hieß: Kurzhaarfrisur, was in meinem Fall wirklich nur als Strafe gesehen werden kann. Begutachter meines Passfotos, das dankenswerterweise zu diesem Zeitpunkt geschossen wurde, lachen sich heute noch ins Fäustchen.

Doch meine ehemaligen Dreads sind ein Bemmerl gegen den Schmalzbrot-Look einiger Mitmenschen. In der U-Bahn wurde mir erst bewusst, wie viele Leute ihre Haare penibelst von sämtlichen Reinigungsmaßnahmen fernzuhalten scheinen und sogar Wasser als schlimmes Unwort betrachten. Ob hier ein Fall von Missinterpretation der Floskel „das kannst du dir in die Haare schmieren“ vorliegt, konnte ich noch nicht aufklären.

Einer hatte gar ein derart verkommenes Nest am Schädel, dass ich die Läuse auf seiner Schulter schon angesichts der Aussicht auf ein lauschiges Brüt-Örtchen mit dem Vorspiel beginnen sah.

Angesichts solcher Umstände kann man sich eigentlich nur auf die kalte Jahreszeit freuen. Da braucht man nämlich eine Haube.

© Eiki

Samstag, 15. Oktober 2011

Muss da wurscht sein

Auf Anregung eines Freundes möchte ich heute den längst ausständigen Blogeintrag zum Thema „Wurstabteilung in Supermärkten“ verfassen, der mehrere Personen in meiner näheren Umgebung wie auch mich selbst seit geraumer Zeit beschäftigt. Meinen vegetarischen Freunden sei gesagt: auch ihr könnt vermutlich die eine oder andere Wahrheit erkennen. Doch nun zum Thema.


Jeder von uns hat schon einmal in einer Wurstabteilung im Supermarkt etwas eingekauft und kennt daher sicherlich mehrere damit im Zusammenhang stehende Phänomene.


1) Ich kann mich nicht entscheiden
Aus der Flut an Wurst- und Schinkensorten überhaupt noch annähernd auswählen, geschweige denn der zuständigen Mitarbeiterin vermitteln zu können, was man gerne hätte, wird zum schier unlösbaren Problem. Im besten Fall wird einem seitlich durch andere Einkäufer die Sicht auf die Wurst versperrt während einen von hinten auch noch ein Reinigungsgerät attackiert. Es empfiehlt sich, nach Bauchgefühl rasch zu entscheiden und nicht durch lästige Fragen aufzufallen, denn:
 

2) Vor mir kauft eine für ein halbes Jahr ein
Sehr beliebt ist auch die Tatsache, dass die Person vor einem die Frage „Darf es sonst noch etwas sein?“ ständig mit „Ja!“ beantwortet und Wurst in diversen Sorten für eine 10-köpfige Fettsucht-Familie einkauft. Im Idealfall stellt sie – wie erst gestern erlebt – hierzu noch intellektuelle Fragen wie: „Tschuldigung wie viel Prozent Fett hat der Käse in der Käsewurst?“,  „Haben Sie einen Rindersaftschinken aus Nordwestkärnten?“ oder „Könnten Sie mir die Unterschiede der sieben Sorten Putenschinken nennen?“. Best Practice ist hier einfach ruhig zu bleiben und im richtigen Moment durch Stimmenimitation in Perfektion die Frage, ob es noch etwas mehr sein darf mit „NEIN!“ zu beantworten. Und schon ist man selbst dran.


3) Darf es etwas mehr sein?
Jede Bestellung wird von der Wurstmitarbeiterin (in Insiderkreisen liebevoll Wurschtbeauftragte genannt) mit der allumfassenden Frage „Darf es auch etwas mehr sein?“ quittiert. Mit einem unbedachten Kopfnicken werden aus den bestellten 10 Deka Beinschinken im Handumdrehen 17 Deka, die Extrawurst vervielfältigt sich gar auf 24 Deka. Ein gefundenes Fressen für jeden, der unauffällig rasch zunehmen möchte. 


4) Meine Semmel schaut komisch aus
Wir alle kennen das Phänomen, dass die an der Wursttheke in Supermärkten bestellte Wurstsemmel aus Zeitgründen mit der Liebe aufgeschnitten wurde, die man sonst nur herumschwirrenden Insekten, Rechtsradikalen oder dem am Schuh klebenden Hundedreck entgegenbringt – folglich mit keiner. In die schräge Semmel wird dann mit mindestens ebenso viel Begeisterung die bestellte Wurst zumeist in Hülle und Fülle (siehe darf es etwas mehr sein?) hineingewuchtet. Die Wurst ist außerdem derart liebevoll im Weckerl platziert, dass man gleich Weckerl und Wurst extra hätte kaufen können. Der Name „Extrawurst“ könnte hier neu interpretiert werden. 


5) Ich kann mein Weckerl im Aufstrich nicht erkennen
Die wahren Gourmets ordern statt Wurst exquisite Besonderheiten wie Eiaufstrich oder Liptauer, was die Wurschtbeauftragte dazu veranlasst, gefühlte 500g Aufstrich ins Weckerl hineinzukleschen. Dadurch kommt es dann am Ort der Nahrungsaufnahme erschwerend zu Komplikationen vierten Grades. Der Kenner öffnet vorausschauend mit starkem Feingefühl die Folie um das Schlimmste zu verhindern, doch umsonst: Man wickelt das Weckerl aus und – siehe da – es ist vor lauter ausgetretenem Aufstrich kaum noch ersichtlich. Aus dem Weckerl mit Aufstrich wurde im Handumdrehen ein Aufstrich-Haufen mit darin befindlichem Getreideprodukt. Am besten beim nächsten Mal gleich Gabel und Messer mitbringen, um das Mahl ohne Überreste auf Kleidung, Haaren und Gegenständen bewältigen zu können.


6) Sonderfall Leberkäsesemmel
Bitte beachten Sie, dass die Bestellung von Leberkäse nur für Fortgeschrittene geeignet ist. Hier gibt es nämlich zusätzlich die Gefahr, dass auch der Leberkäse schräg geschnitten wurde und dann die Semmel vor Asymmetrie nur so erstrahlt. Beim Essen führt dies dann zu Erlebnissen entlang der Bandbreite: „ist da überhaupt Leberkäse drin im Semmerl?“ bis zu „Ich brings kaum ins Maul.“ 


7) Meine Wurschtbeauftragte ist Vegetarierin
Das ist Ihnen vermutlich noch nicht passiert. Mir freilich schon. Über die Frage, ob die richtige Berufswahl hier verfehlt wurde, gehen die Meinungen auseinander. 


„Billa“, sagt der Hausverstand. „Wurschtabteilung“ hab ich ihn aber noch nie sagen gehört…


© Eiki

Dienstag, 11. Oktober 2011

Backside Stories


Heute möchte ich mich einem Thema widmen, das mir schon seit Längerem schwer auf der Seele brennt und mit dem ich fast jeden Tag meines Lebens zwangsbeglückt werde.

Werte Damenwelt, 

ich ersuche um dringende Stellungnahme zur Tatsache, dass die Hälfte aller weiblichen Unterhosen-Trägerinnen selbiges Kleidungsstück mindestens eine Nummer zu klein trägt. Die zu klein gewählte Größe führt dann in weiterer Folge im Rahmen von seitlichen Einschneidungsprozessen zu einer Zerteilung des Hinterteils in mindestens 2 Teile pro Backe. Die Gründe für eine derartige Kleidungswahl sind mir völlig unverständlich. 

Der Genießer erkennt einen gediegenen Einschneider bereits aus weiter Entfernung und im Fachjargon ist dieses Phänomen mittlerweile liebevoll unter dem Begriff „Doppelbopsch“ bekannt. Zusätzlich gewinnt auch die aus dem Bademoden-Bereich stammende Bezeichnung „Zweiteiler“ eine völlig neue Bedeutung. 

Im Idealfall ist am Hinterteil ordentlich Substanz vorhanden, die dann durch die Zerteilung optimal seitlich weggepresst werden kann, wodurch auch die Floskel „da kannst du dir eine Scheibe abschneiden“ völlig neu interpretiert werden darf. 

Doch wie dem routinierten Beobachter nicht entgangen sein wird, führt die größenbedingte Zerteilung des weiblichen Gesäßes nicht zu einer Vervielfältigung des sympathischen Körperteils Hintern, sondern lediglich zu einer Verdopplung der Geschmacklosigkeit. Wird zu allem Überdruss noch eine engere Hose gewählt, steht der bestmöglichen Beglückung aller in der näheren Umwelt befindlicher Menschen nichts mehr im Wege.  

Zum ohnehin eher eingeschränkten Augenschmaus kommt noch die erschwerende Tatsache hinzu, dass der Doppelbopsch im Alltag selten alleine bleibt und sich zu anderen Doppelbopschen gesellt. Befindet man sich hinter einer derartigen Doppelbopsch-Herde so fällt es vor lauter Zerteilung oft gar nicht mehr so leicht, die Teile des Hinterns auf die einzelnen Personen korrekt zuzuordnen. Man munkelt sogar Akademiker scheiterten hier bereits mehrfach.

Und auch sonst erfrischende Kurse wie Bauch Bein Po werden plötzlich zu Po Po Po und anstatt sich auf die Übungen zu konzentrieren, kann man nur noch auf das Hinterteil der Zerteilerin starren und hoffen, dass es bei der nächsten Kniebeuge nicht alles gänzlich zerreißt.

Liebe Damen, finden Sie nicht, dass man so etwas Herrliches wie Ihren Hintern im Ganzen lassen sollte? Vielleicht ist ja bei der nächsten Shopping Tour auch ein Abschneider in die Unterwäsche-Abteilung drinnen… Die Welt wird „danke“ sagen.

© Eiki