Samstag, 24. September 2011

Frag Eiki! 3

Aus aktuellem Anlass liegt mir die Beantwortung besonders am Herzen.

Leser Harald W. hat folgendes Anliegen:

„Liebe Eiki! Als bildungsfreudiger engagierter Mensch bin ich dem intellektuellen Fachdiskurs nicht abgeneigt. Im Rahmen von Gruppenarbeiten und Diskussionen stoße ich aber immer wieder auf das Phänomen, andere nicht zu verstehen. Mein Ohrenarzt sagt, es ist alles okay. Deppat bin ich meines Wissens auch nicht. Kannst du mir helfen?“ 

Lieber Harald,

nein.

Doch ich darf dich beruhigen: auch mir ist das Phänomen, andere Menschen nicht zu verstehen, geläufig. So besitzen nämlich manche Personen die Gabe, immer so leise zu sprechen, dass selbst in Flügelspannweite einer Zwergamsel befindliche Personen mit Verständnisproblemen zu kämpfen haben. 

Ohren aufsperren bringt hier leider nichts mehr, ja sogar die Hersteller von Audispray sehen ihrem Produkt hier Grenzen gesetzt. Ob selbige Sprecher bei jeder Wortmeldung eine saftige Provision von Neuroth Hörgeräte kassieren, blieb bis jetzt ungeklärt. 

In besonders schweren Fällen, kommt zusätzlich zum Lautstärke-Problem auch noch die Erscheinung des sinnbefreiten Schwafelns hinzu, das nicht selten durch ausgeprägte Langatmigkeit und abendfüllende Sätze gekennzeichnet ist. Fortgeschrittene versuchen weiters, ihren Mund beim Sprechen nur bedingt zu öffnen oder parallel etwas zu kauen um rasches Verständnis allenfalls zu verhindern. Ein gefundenes Fressen für Phonetiklehrer.

Wahre Experten besitzen außerdem die bewundernswerte Gabe, ganz ohne Hilfsmittel ihren Ausführungen eine derartig ausgeprägte Monotonie zu verleihen, dass selbst sonst ruhige Zeitgenossen die Einweisung zu einem Aggressionsbewältigungsseminar nur knapp abwenden können.   

Grundsätzlich bietet es sich freilich an, um eine Erhöhung der Lautstärke zu bitten. Da selbige Bitte aber nur in Ausnahmefällen Veränderung bringt, ein kleiner Tipp: halte dir immer vor Augen, dass du lieber mit solchen Problemen konfrontiert bist, als von einem Wappler mit dem Luftdruckgewehr  auf der Straße abgeschossen zu werden. Soll es ja auch geben.

Beste Grüße

© Eiki

Sonntag, 18. September 2011

Einer geht noch


Nach dem Motto „manche lernen’s nie, andere noch später“ sehe ich mich heute wieder einmal vor allem mit einer Frage konfrontiert: War der letzte Tequila wirklich notwendig? 

In der überwiegenden Mehrheit der Fälle ist diese Frage zweifellos mit „nein“ zu beantworten. Weiters zeigt die Erfahrung, dass auch die Sinnhaftigkeit des Vorletzten erschreckend gering ist. Warum man dennoch immer wieder dieses eigentlich nur in Ausnahmefällen wohlschmeckende Getränk konsumiert, dabei das Gesicht angewidert verzieht und dann sich irgendwie retten wollend sogar genussvoll in Zitronen beißt, ist ein komplexes Phänomen, das meine Logik übersteigt. 

Dennoch werfe ich die Flinte nicht ins Korn und stelle mich meinen Fehlern. 

Fehler 1: „Nagut, auf einen Spritzer komm ich noch mit“
Die Vergangenheit lehrte mich, dass es, wenn man in einer netten Runde nur auf einen Spritzer oder ein schnelles Bier mit kommt, im Großteil der Fälle nicht bei selbigem bleibt. Das Schlimme daran ist aber, dass man zusätzlich häufig erst des Nächtens nach Hause kehrt, nicht selten mit einem gewissen…sagen wir einmal…Damenspitz.

Fehler 2: Happy Hour
Die bösen Wörter mit H sind eine willkommene Gelegenheit nicht nur für ehemalige Wirtschaftsstudenten wie mich, Alkohol zu konsumieren und dabei das Gefühl des Sparens zu genießen. Freilich spart man nicht wirklich, da man ja trotz allem für die Getränke zahlt, ab dem dritten verbilligten Gläschen sind diese rationalen Gedanken aber wie weggeblasen und man fühlt sich, als würde man mit jeder Bestellung 100€ auf ein Sparbuch einzahlen. 

Fehler 3: „Na komm, eins trink ma noch“
Experten erkennen bereits beim Lesen dieses Satzes die versteckte Gefahr. Leider unterliegen viele Menschen – und ich möchte mich hier nicht ausschließen – dem gängigen Irrtum, dass es sich wirklich um das letzte Getränk des Abends handeln wird. Dem ist allerdings nicht so.

Zweifellos sind diese Fehler nicht die einzigen. Aber wir wollen es mit den Erkenntnissen ja nicht übertreiben. Auch weiß ich aus leidvoller Erfahrung, dass es nicht reicht, sich der Fehler bewusst zu sein, um sie nicht zu machen. 

Doch dazu nur drei Worte: Hoffnung. Wasser. Parkemed. 

© Eiki

Donnerstag, 15. September 2011

Menschen 11 - Leser


Auf mehr als gerechtfertigten Anstoß eines Freundes wende ich mich heute Lesern ausgewählter Tageszeitungen Österreichs zu. In der Folge die Zeitungsleser meines näheren Umfeldes - vorab sei betont, dass freilich nicht alle Leser dem entsprechen. Gewisse Tendenzen sind allerdings nicht zu leugnen.  

Die Kronen-Zeitung-„Leser“: Schon der Name der Zeitung verdeutlicht den Fokus auf die gute alte Zeit und die Wertschätzung des Kaisertums. Käufer (bzw. am Sonntag Fladeranten) der aus mir bisher unerfindlichen Gründen die meisten Leser aufweisenden Tageszeitung Österreichs sind Genießer der kurzen einfachen Sätze und vieler Bilder. Oder von Gedichten, die selbst ein Vorschulkind besser reimen könnte. Politische Themen werden größtenteils mit einem Inserat der Freiheitlichen Partei unterstrichen, zusätzlich mangelt es nicht an Anzeigen für jeden Fetisch dieser Welt. Leser der Kronen-Zeitung beschäftigen sich am liebsten mit Themen wie Straftaten (am besten, wenn der Täter kein Österreicher war), Fehlern von Politikern, Skandalen sowie neuen Geburten im Tiergarten Schönbrunn. Jetzt hätte ich fast die Nackerte vergessen! 

Die Heute-Leser: DIE Gratiszeitung schlechthin und vom Schulkind bis zum Topmanager ein besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln gern gelesenes Blatt. Bewegende Schlagzeilen wie  „Lauda trägt wieder rote Kappe“ oder „Mann auf Bananenschale ausgerutscht“ lassen zwar gewisse Zweifel an der Tiefsinnigkeit der Recherchen aufkommen, diese werden aber durch das Farbsudoku allenfalls wieder aufgehoben. Insider vermuten, dass einige Menschen mittlerweile ohne vorheriges Absolvieren des Heute-Sudokus nicht mehr konzentriert arbeiten können. Dankenswerterweise wird man durch das Horoskop außerdem perfekt auf den Tag vorbereitet. Am Sonntag schaut man allerdings diesbezüglich durch die Finger und muss hoffen, den Tag irgendwie ohne Hilfe über die Bühne zu bringen.

Das Publikum der Presse: Intellektuell vom Feinsten oder zumindest gern so wirkend, schlägt der gemeine Presse-Leser die Zeitung elegant auf, um sich der Entwicklung des Ölpreises oder einer hitzigen Debatte des Europäischen Gerichtshofs zu widmen. Den Aktenkoffer lässig am Boden platziert, wird das Lesen der langen, eloquent formulierten Artikel nur durch Sippen am Coffee-to-go oder ein Telefonat via Headset unterbrochen. 

Die Standard-Leser: Liebhaber von hautfarbenen Zeitungen lehnen sich bequem an ihr Fahrrad und beißen genüsslich in ihr Bio-Tofu-Kresse-Leinsamen-Weckerl, während sie auf den Beginn eines Theaterstückes im Volkstheater warten. Sie sind weltoffen, öfters mal Vegetarier, für die Integration und diskutieren gerne Länge mal Breite. Bevor sie schlafen gehen, kommt der Standard dann noch brav in den Papiermüll, der neben 6 anderen Müllkübeln (Bio, Metall, Plastikflaschen, Batterien, Gefahrenstoffe, normal) angeordnet ist.

Die Kurier-Liebhaber:  Kurier-Leser möchten sich von erstgenannten Lesern gerne abgrenzen, sind aber vielen Bildern und Tierbabies ebenso wenig abgeneigt. Skandal, Mord und Totschlag sowie packende Themen aus der Umgebung sind auch hier willkommenes Lesefutter. Ich persönlich kenne nur Kurier-Leser über 50. Ob man hier von einer generellen Neigung sprechen kann, wage ich nicht zu beurteilen. Erst wenn es ein T-Shirt zu kaufen gibt mit „haben Sie noch Sex oder lesen Sie schon Kurier?“, sehe ich meine Beobachtungen als bestätigt an.

Und? Jemand wiedererkannt?

© Eiki

Sonntag, 11. September 2011

Es könnt alles so einfach sein


…. ist es aber nicht. Diese für mich mittlerweile nicht mehr schockierende Tatsache scheint gerade in Wien für viele Menschen zum Leitmotto geworden zu sein. So wird beispielsweise in meinem Fitnesscenter alles daran gesetzt, die Verlängerung des Ausweises so komplex wie möglich zu gestalten. Aber sehen Sie selbst.

Nach längerer Verletzungspause näherte ich mich selbstbewussten Schrittes dem Fitnesscenter, die uralt Ausweis-Chipkarte, die ich schon seit Jahren besaß und der man ihr Alter schon ansah, in der Hand. Angekommen beim Empfang traf ich auf drei Ladies, die mir alle mit großen interessierten Äuglein zuhörten, als ich um Kartenverlängerung und Ausstellung einer neuen Karte bat, da die alte schon in Einzelteile zu zerfallen schien.

Ich blickte in fragende Gesichter und konnte erst nach Wiederholung meines Anliegens eine angeregte Diskussion zwischen ihnen auslösen. Thema: dürfen wir einen neuen Ausweis ausstellen?. Fazit der Diskussion: Dürfen wir nicht.

Auf meine Frage, warum dies nicht möglich sei, bekam ich die hübsch formulierte Antwort: „Ihr Ausweis is ned hinig“. Geistesgegenwärtig schlug ich vor, den Ausweis nun komplett zu ruinieren (nur eine unmerkliche Veränderung der Karte) um dann eine neue Karte bekommen zu können, da dies offensichtlich das Hindernis zu sein schien. Wieder diskutierte man heftig und teilte mir schließlich mit, dass meine Idee nicht durchführbar war, da sie ja jetzt schon wüssten, dass der Ausweis zuerst nicht kaputt war. Mir des Zeitverlustes durch eine weitere Diskussion der Ladies durchaus bewusst seiend stellte ich dennoch die Frage, warum sie nicht einfach so tun könnten, als wäre die Karte schon bei meinem Eintreffen kaputt gewesen. Eine Diskussion später wurde ich auf meinen nächsten Besuch im Fitnesscenter vertröstet, wo ich andere Personen am Empfang dazu befragen sollte. Sie selbst fühlten sich außer Stande, das Problem zu lösen.

Betont ruhig sprechend um die aufsteigende Frustration zu unterdrücken, bat ich noch um Feststellung, ob ich noch Geld am Chip auf der Karte oben hätte, um mir wenigstens dieses Prozedere beim nächsten Besuch zu ersparen. Eine der Frauen sprach zur anderen: „Jacqui, schau mal am Chip, ob noch was oben is.“. Dies veranlasste Jacqui die Karte zu nehmen und den Chip eingehend zu betrachten. Nach zehn Sekunden wurde es auch der anderen Lady zu blöd und sie entriss Jacqui die Karte um über das Kartenlesegerät am Computer den Geldstand am Chip zu prüfen. Jacqui war erstaunt. 

Unfasslich.

© Eiki

Sonntag, 4. September 2011

Frag Eiki! 2

Brisanten Sorgen meiner Leser möchte ich mich freilich sofort zuwenden und daher die gerade eben verzweifelt an mich herangetragene Frage in der Folge gleich behandeln.
Leserin Birgit T. hat folgendes Anliegen:

„Liebe Eiki! Frisch aus dem Urlaub zurück fällt mir immer am stärksten auf, wie viele unfreundliche Heislbären es in Österreich eigentlich gibt. Meine Frage: Wie habe ich mich zu verhalten?“ 

Liebe Birgit,

die Tatsache, dass Untragbarkeiten aus Österreich besonders nach der Rückkehr von Urlauben oder längeren Auslandsaufenthalten erkennbar werden, ist ein gängiges Phänomen. Insbesondere dann, wenn man in einem freundlichen weltoffenen Land war und höflich und zuvorkommend behandelt wurde, ist der Unterschied zur Heimat sogar für sonst ignorante Personen unverkennbar. 

Der große Vorteil an der vereinfachten Identifikation von Heislbären in Österreich ist allerdings nicht, dass man selbigen so leichter aus dem Weg gehen kann. Der gutmütige Mensch neigt nämlich zu naiver Toleranz von Unfreundlichkeiten. Am besten ist daher das zeitnahe Einleben in den österreichischen Umgangston.

Um schmerzvolle Erfahrungen in der Umgewöhnungsphase nach dem Urlaub zu umgehen seien in der Folge daher kurz einige Verhaltenstipps aufgelistet, mit denen man zweifellos rasch wieder wie ein Österreicher wirkt. 

-       Erwarte nicht, dass du ebenso freundlich zurückgegrüßt wirst, wie du gerade gegrüßt hast. Nicht selten wirst du gar nicht gegrüßt. Grüß also einfach auch nicht mehr. 

-       Ein nettes Lächeln ist allenfalls unangebracht. Um die sofortige Einlieferung in eine psychiatrische Anstalt zu vermeiden, sollten Frohmut und Heiterkeit in der Öffentlichkeit nicht präsentiert werden. Am besten alles Schöne im Leben mit einer Grantscherm-Mimik verbergen. 

-       Höfliche Gesten wie „Platz in der Bim anbieten“ oder „Bei der Kassa vorgelassen werden“ am besten sofort mit einem genervten Kopfschütteln und grantigem Kommentar abwimmeln. Geheimtipp: „früher war alles besser“ in den Satz einbauen.

-       Generell sollte man möglichst oft Unverständnis für andere Menschen zeigen. So ist es beispielsweise Pflicht, am Zebrastreifen die Straße überquerende Menschen anzuhupen. Weiters bietet es sich an, Menschen, die im Supermarkt kurz Stehenbleiben um Dinge aus Regalen zu nehmen, mit unsanften Rücken-Tackle mit einem Einkaufswagerl zu bestrafen. In jedem Fall sollten aber Leute nicht aus öffentlichen Verkehrsmitteln aussteigen gelassen werden, bevor man selbst einsteigt. Ein Schulterstoß hat noch niemandem geschadet.

-       Die Frage: „Wie geht’s“ ist mit „Eh gschissn“ zu beantworten.

-       Last but not least: aufregen wo‘s nur geht und ich verspreche, du wirst dich fühlen, als wärst du nie weg gewesen

Willkommen zurück im Land der Glückseligkeit!

Beste Grüße

© Eiki