Donnerstag, 14. Juli 2011

Von Mäusen und Menschen


Gestern war es wieder einmal so weit und ein Stückerl Österreichischer Kultur vom Feinsten ward mir zu Teil. Ich konnte nämlich in der Straßenbahn ein intellektuelles Gespräch zwischen einem nur in Ausnahmefällen nüchtern zu sein scheinenden männlichen Wesen und seinem nicht minder alkoholisierten und mit einer halbvollen Dose Gambrinus Bräu (ja, das Sandlerbier!) ausgerüsteten schon halb schlafenden Sitznachbarn mit verfolgen.

Ersterer erläuterte kompetent, dass seine neueste Liebe (die er, wie er höflich berichtete, beim Mark im Beisl kennen gelernt hatte) vom Sternzeichen „Löbe“ war. Daher würde es ohnehin nicht funktionieren. Ich finde die Tatsache ja etwas beklemmend, dass anscheinend bei unzähligen Österreichern Sternzeichen schon vorab über das Beziehungsglück entscheiden dürfen. (Das sind dann auch genau die, deren Tag vom „Heute“-Horoskop bestimmt wird. Ich lese das ja auch, aber nur, weil darunter der zumeist unlustige Garfield ist. Wurscht.) 

Viel mehr erfreute ich mich aber an der gediegenen Aussprache. Ur-Wiener haben da nämlich ein Problem mit dem Löwen und dem Raben. Hören Sie doch einmal etwas genauer hin, wenn Sie in Schönbrunn vorm Käfig stehen und um Sie liegende Österreicher über den „Löben“ sinnieren. Oder lauschen Sie andächtig, sollte Ihnen ein Wiener von „de deppaten Rowen“ berichten, die ihm krähend den Mittagsschlaf im Schrebergarten versauen. Wiener-Sprachkultur der besonderen Art und nicht nur für Deutschlehrer ein wahres Schmankerl.

Als einfachste Methode solche Sprachprobleme zu umgehen und dem Gegenüber zu vermitteln, dass es sich um eine Tierart handelt, hat sich die Variante herauskristallisiert, einfach alles mit „Viecher“ zu bezeichnen. Somit ist jede Spezies von Hundsviecher über Katzenviecher bis Giraffenviecher (erst vorgestern im D-Wagen vernommen) abgedeckt. 

Einzig „Viech“-resistenter Mensch scheint Richie L. zu sein, blieb er doch bisher bei Mausis oder Katzis. Für die nächste Dame wäre „Rotzenviech“ aber allenfalls überlegenswert.
 
© Eiki