Samstag, 23. Juli 2011

Kleider machen Leute?

Zuletzt berichtete ich noch vom Spargel-Mann in Badehose am Strand, der esoterische Bewegungen durchführte, die ich klug einem Impulstanz zuordnete. Gestern aber befand ich mich auf der Afterparty des Impulstanzfestivals am Schwarzenbergplatz und ich muss sagen: der Badehosen-Spargel war mir noch am liebsten.

So wurde ich beispielsweise schon in der Warteschlange vorm Eingang von einem jungen Mann in seinen Bann gezogen, der mit roboterähnlichen Bewegungen um sich schlug, was er offensichtlich als „tanzen“ bezeichnete. Der Tatsache, dass ihn seine Freunde kurzfristig alleine zurückließen, maß er selbstbewusst wenig Bedeutung zu und tanzte weiter sinnentleert vor sich hin. So kam ich in den Genuss, die letzten Momente vorm Eingang in abstrakten Haltungen zu verbringen, um seinen Robo-Dance nicht ins Gesicht zu bekommen.

Erleichtert betrat ich Minuten später das Lokal, wurde aber schon bald vom nächsten Schock eingeholt. Eine unglaublich hohe Zahl an Männern trug ein T-Shirt mit Ausschnitt. Freilich hatte ich selbigen Modefehltritt schon des Öfteren auch auf der Straße gesehen, in einer derartigen Häufigkeit an einem einzigen Abend aber bisher noch nie.

Man muss ja dazu sagen, dass sich die Ausschnittträger in zwei Gruppen einteilen lassen:
Gruppe 1: die ihre eiweißgestählte Brustmuskulatur zwanghaft präsentieren müssen
Gruppe 2: magere Amselküken, die ihre aus 10m Entfernung ersichtlichen hervorstehenden Rippen an die breite Öffentlichkeit bringen wollen

Verwunderlicherweise sahen sich gestern vor allem Letztere dazu gedrängt, ihren Brustkorb in ein Ausschnitt-Shirt zu befördern und willigen Weibchen die Möglichkeit zu bieten, gleich direkt über den Einstieg via Ausschnitt ihren Nabel zu kraulen. Ich hoffe insgeheim, dass eine Frau dabei mal über eine der hervorstehenden Rippen stolpert.

Weiters stellte ich fest, dass immer mehr Männer (im besten Fall in Kombination mit einem Ausschnitt-Shirt) Perlenketten und Rosenkränze tragen, was der Männlichkeit nicht gerade zuträglich ist. Auch scheinen Ruderleiberl in Netzoptik, die das schräg über den Bauch tätowierte „Jacqueline“ betonen, der neueste Renner zu sein.

Bei den Frauen hingegen setzten sich in den letzten Monaten die sogenannten Schnell-Scheißer-Hosen durch. Selbige zeichnen sich durch eng anliegenden Stoff bis zur Mitte der Oberschenkel aus. Der so eingesparte Stoff wird dann ab der Oberschenkel-Mitte aufwärts zusätzlich eingesetzt um einen Elefantenarsch der Sonderklasse zu zaubern. Insidern zufolge bieten diese Hosen zusätzlich die Möglichkeit, auf eine Handtasche gänzlich zu verzichten und alle Wertsachen im Schritt der Hose zu transportieren. Auf das Phänomen „Damen-Einteiler-im-Oma-Schürzen-Blümchen-Stil“ möchte ich jetzt gar nicht erst eingehen.

Lieber H&M, wenn du das jetzt liest: bitte tu das nie wieder!

© Eiki