Freitag, 11. März 2011

Steig'n Se' aus?

Als umweltbewusster Benutzer der öffentlichen Verkehrsmittel (okay Busse produzieren auch Abgase, aber das ist mir jetzt wurscht) hat man es nicht leicht. Und das erst recht, wenn man dann erst mal ein Ticket hat! Ich möchte darüber reden.

Vielleicht ist Ihnen nachfolgendes Phänomen auch geläufig. Es gibt Leute, die schon beim Schließen der Türen bei der Vorstation aufstehen und sich zur Türe durchdrängeln. Dieses zumeist Leute gehobenen Alters oder teilweise kaum mehr hebbaren Alters betreffende Szenario ist nicht nur in jedem öffentlichen Verkehrsmittel an der Tagesordnung – nein! – es ist auch noch ziemlich gefährlich! Genauer gesagt erhöht sich die Unfallgefahr drastisch. Einerseits wird genau dann, wenn man es am meisten brauch, nämlich beim oftmals rasanten Wegfahren, der Sicherheit vermittelnde Sitzplatz aufgegeben. Andererseits führt das Sich-in-die-Höhe-hieven-und-zur-Tür-wackeln im Rahmen von Geschwindigkeitsveränderungen des Fahrzeuges zu hilfesuchendem spontanen Festkrallen an Ärmeln, Händen und Handtaschen anderer stabiler wirkender Personen, was nicht nur für die aufstehende Person äußerst schmerzhaft sein kann. Zuletzt formulierte es ein älterer Herr, der Opfer selbigen Festkrallens durch lange, gelbliche Nägel eines Cruella-de-Ville-Doubles wurde, äußerst treffend: „Warum bleib’n S‘ ned afoch sitz’n?“ Kurz zusammengefasst: Schwachstelle ist die Geduld, warum versteht keiner.

Zusätzlich zur gerade angesprochenen Erscheinung des unnötigen verfrühten Aufstehens würde ich gerne den stets unwillkommene Kontaktaufnahme fordernden Satz: „Steig’n Se‘ aus?“ diskutieren. Auch hier ist der Sprecher meist schon fortgeschrittenen Alters und unerklärlicherweise zu 80% weiblich. Wird man Adressat zuvor genannten Satzes so fordert dies, sich nun unter Aufmerksamkeit aller herumstehenden Leute darüber outen. Oftmals werden darauffolgend dann noch ein paar weitere Mitreisende von der Person zu dem Thema befragt und müssen auch bekanntgeben, ob sie auszusteigen gedenken. Leise stelle ich mir dabei immer die Frage, wie sich die fragende Person da eigentlich noch alle Ergebnisse merken kann, so umfassend wie die Befragung teilweise stattfindet. Und noch dazu, wie wurscht ist es bitte, ob jemand anderer auch aussteigt? Rausgekommen sind wir ja noch alle bei der richtigen Station… Weiters habe ich festgestellt, dass zusätzlich - sollte man die Frage mit „Nein“ beantworten - schwere Konsequenzen folgen. Nicht nur wird einem ein abschätziges Kopfschütteln entgegengebracht, man wird dann darauffolgend noch unsanfter mit genervtem Schnaufer zur Seite bugsiert. Wieder ist Geduld die Schwachstelle und wieder versteht eigentlich keiner, warum.

Ein weiteres mich belastendes Problem sind die Druckknöpfe der neuen U6-Züge, die teilweise erst beim endgültigen Stehen in einer Station auf den Druck der aussteigen-wollenden Person reagieren. Hier wird die Geduld erst richtig herausgefordert! Viele Leute scheitern und versuchen die ganze Fahrt lang durch wiederholtes Drücken den Knopf zu aktivieren - erfolglos. Wieso dieses neue System eingeführt wurde blieb mir bisher leider verborgen, vermutlich dient es einzig und allein der Geduldskontrolle in U-Bahnen. Bemerkenswerterweise wurde dieses System aber bisher nur in den neuen U-Bahn-Wägen eingeführt. Denn die neuen Straßenbahnen, die sogenannten ULFs, ermöglichen es, mit einem sogar ruhige Gemüter zum Toben bringenden DÜÜÜÜRRRRRRÜÜÜÜÜP alle 3sek den Tür-Knopf immer wieder zu aktivieren. Vermutlich hängt dies auch damit zusammen, dass ULF für „Unbändiges Leute Frotzeln“ steht.

Sie sehen, Geduld tut bei den öffentlichen Verkehrsmitteln gut. Nehmen Sie sich Zeit, bleiben Sie ruhig. Oder wie ein gewisser Herr Clement schon einmal weise sagte: „Herrgott, gib mir Geduld - aber bald.“.

© Eiki