Montag, 28. März 2011

Schauen gehen

Wir Wienerinnen und Wiener schauen und gehen für unser Leben gerne. Wir schauen fern, gehen laufen und schauen, dass sich alles ausgeht. Den ganzen Tag über schauen und gehen wir so viel, dass wir vor lauter Schauen und Gehen schon langsam echt schauen müssen, wie’s weiter geht! Fortgeschrittene Wiener gehen sogar erst einmal schauen, ob etwas überhaupt geht, bevor sie es sich dann anschauen, wie sich’s am besten ausgeht.

Wie gern wir aber tatsächlich schauen und gehen und wie oft wir dies tun, zeigt folgende soeben in einem Sportgeschäft in aller Eile kaum leserlich mitstenographierte Unterhaltung zum Thema Fahrrad-Helm.

V = Verkäufer, dem Akzent nach aus Deutschland / K = Kundin. Wienerin. Zweifellos.

V: Guten Tag, was kann ich für Sie tun?
K: Grüß Gott, ich schau grad wegen einem Fahrradhelm passend zu meinem neuen grünen Rad.
V: Was haben Sie sich genau vorgestellt? Hätten Sie ihn auch gerne in grün?
K: Ja, wenn’s geht, schau ma mal!
V: Ich sehe mal nach, was ich Ihnen anbieten kann… (Kommt mit drei grünen Helmen wieder).
K: (setzt einen auf) Na prack! Wie schaut’n der aus?!
V: Gut, der soll es nicht sein. Was sagen Sie zu dem da? (Überreicht den zweiten)
K: Der geht garned! Ich schau mir lieber noch andere an!
V: Okay. Dann hätte ich noch den im Angebot. (Überreicht einen weiteren Helm) Wie gefällt Ihnen der?
K: Najoo,… der geht scho besser. Schaut auch gut aus.
V: Sitzt er eh nicht zu locker?
K: Geht so.
V: Ich mach ihn mal ein wenig enger! (Dreht herum) Und?
K: Joo, das ginge! Wie schaut’s mit dem Preis aus?
V: Der kommt auf 169,90€.
K: Boah! Schon teuer! Na schau ma mal, was die Mama dazu sagt.
(K kommt nach 5 min wieder)
V: Guten Tag! Ah Sie sind’s. Und?
K: Schaut gut aus! Der Preis geht.
V: Sehr schön. Soll ich Ihnen den Helm einpacken?
K: Na, na! Das geht auch so.
V: Okay, das wären dann 169,90€.
K: (im Geldbörsel suchend) Puh, bar geht sich das nicht aus. Geht Bankomat?
(…)

Sie sehen also: sogar ganze Unterhaltungen lang können wir Wiener nur schauen und gehen. Und wer’s nicht glaubt, der soll erst mal selbst schauen, ob’s geht!

© Eiki