Sonntag, 2. Januar 2011

Feiertagseinkäufe und ihre Begleiterscheinungen

Tage wie der 31. Dezember 2010 lehren mich, niemals am letzten Tag vor Feiertagen einkaufen zu gehen. Gleichzeitig mit geschätzten 20.000 Menschen kam ich in den Genuss für den an Normaltagen 30 Minuten in Anspruch nehmenden Einkauf ganze eineinhalb Stunden zu brauchen. Eines der letzten Einkaufswagerl ergatternd stoße ich mich Autodrom-mäßig von Gang zu Gang, frei nach dem Motto „der Schwächste fliegt“ räume ich Kinder und Senioren aus dem Weg, wage mich durch schmale Schlupflöcher zwischen Fremdwagerln und verzichte auf so manches Produkt einfach, weil der dazugehörige Gang undurchdringbar schien.

Hat man dann endlich eine zufriedenstellende Menge Güter im Wagerl angehäuft und nähert sich der Kassa, beginnt erst der wahre Spaß: das Anstellen. Eins kann ich mit Sicherheit sagen: Anstellen will gelernt sein. Abgesehen von der abgedroschenen jedoch weiterhin unumstrittenen Tatsache, dass es sowieso bei der eigenen Schlange am langsamsten geht (und da hilft weder gutes Karma noch positives Denken), muss man es nämlich erst einmal in eine Schlange schaffen! Kreuz und quer stehen sie da, die Leute und wessen Vorstellungskraft hier an Grenzen stößt sei herzlich eingeladen, den unter Liebhabern zärtlich „Mörk“ genannten Merkur an der Hütteldorfer Str. 130 zu besuchen. Hier ist man nämlich besonders schlau und verbaut den Kassenbereich mit Säulen, kleidet selbige mit Süßigkeiten- und Angebotsständern aus und stopft in die wenigen vorhandenen Zwischenräume Türme mit Getränketragerln. Anfänger können mit einem einfachen Nachmittagseinkauf schon die Grenze zum Burn-Out erreichen, für Fortgeschrittene empfehle ich zur Sicherheit Samstag-Mittag sowie die Pensionisten-Zeit Montag 9:00h.

Als erfahrener „Friend“ of Merkur kommt mir beim Anblick des Chaos nur ein leises Schmunzeln aus. Gekonnt hole ich mit meinem Wagerl weit aus und nähere mich über einen weniger frequentierten Gang (heißer Tipp: Bioprodukte und Diabetiker-Futter!) schließlich von der anderen Seite dem Getümmel an. Zugegebenermaßen: vü bringt’s ned… Ich halte Ausschau nach der richtigen Schlange um mich unfallvermeidend unterwürfig einordnen zu können. Dabei ich merke erst beim zweckvollen Erreichen eines adäquaten Platzes, dass vor mir ein etwas beleibterer Vater für seine 10-köpfige ATV-Familie einkauft und sogar 2 Wagerl hat, welche bis zum Bersten mit nach Ungesundheit liebevoll ausgewählten Waren und 7 Packungen Klopapier (er wird’s brauchen, bei dem Schaas, den er kauft) vollgestopft sind.

Ich ergebe mich widerwillig, stelle mein Wagerl hinter ihm an und beobachte als Zeitvertreib die um mich herum befindlichen Einkäufer, welchen verwundernderweise ein leicht genervter Blick gemein ist. Mir wird bewusst, dass Feiertage erstaunlicherweise Panik und Futterneid auszulösen scheinen, da die meisten meiner Leidensgenossen so viele Lebensmittel im Wagerl haben, dass diese für mindestens 2 Wochen ausreichend wären.

Nach schier endlosem Warten ist es an mir, meine Ladung auf das Förderband zu leeren. Es dem Großteil meiner Mitmenschen gleichtuend, ordne ich meinen Einkauf penibelst genau am Förderband an. Eine Tätigkeit, deren Sinn fraglich erscheint, vor allem da das Verrichten an sich weit mehr Zeit in Anspruch nimmt als der darauffolgende optische Genuss und damit auch die Zufriedenheit nur von kurzer Dauer ist. Mit geübten Handbewegungen wischt die Kassiererin so schnell alle Produkte über den eifrig biependen Sensor, dass ich das Geldtascherl unterm Kinn einklemmend, die Vorteilscard im Mund und 5 Produkte je Hand kaum mit dem Wieder-Einräumen nachkomme. Erleichtert darf ich endlich das Restgeld einstecken, drehe mich um und erkenne erst dann, dass der Schrecken noch lange kein Ende hat.

Vor mir wirr verstreute Wagerl, halbvolle Sackerl und unzählige Menschen. Rasch kann ich den Grund hierfür ausmachen: man verkauft direkt nach den Kassen im Einkaufssackerl-Einräumbereich an einem 6m langen Tisch Silvester-Glücksbringer aller Art. Freudig tummeln sich überraschenderweise zumeist weibliche Kunden um diesen Tisch, überlegen laut, ob es heuer für den Onkel Hubert der Marienkäfer oder doch das Hufeisen sein soll und kaufen dann schlussendlich den Rauchfangkehrer, gemeinsam mit 7 Schweinderln und anderen Kostbarkeiten.

Ein mehr oder weniger sanfter Rückenrempler meines Kassennachfolgers holt mich wieder in die Realität zurück. Mir der schmerzlichen Tatsache bewusst seiend, dass auch ich irgendwo Platz finden muss um die Sackerl einzuräumen, blicke ich mich suchend nach einem passenden Ort um. Obwohl sich die breite Schulter des etwas untersetzten Mannes neben mir fürs Sackerlabstellen regelrecht aufdrängte, entscheide ich mich dagegen und beginne die Sackerl im Wagerlzurückbringen anzufüllen. Nach 3 Crashs (davon nur 1 selbst verschuldet!) erreiche ich mein Ziel und hieve die Ladung auf den Boden. Völlig fertig wische ich mir die Schweißperlen von der Stirn und ergreife eiligst die Flucht.

In diesem Sinne: Happy Queue Year!

© Eiki