Montag, 24. Januar 2011

Flughafen-Taxis

Zwecks frühestmorgendlichem Abflug von Wien Schwechat entschied ich mich, ein Airporttaxi des Unternehmens, das sich selbst mit „Cars & Kompetenz“ beschreibt zu bestellen und mich dann auch im Rahmen der Heimreise am nächsten Tag wieder von diesem abholen zu lassen. Es handelte sich um eine Geschäftsreise und um meinem Arbeitgeber vorbildlich jegliche Mehrkosten zu ersparen, buchte ich das Taxi über die Homepage des Anbieters, da man hier einen ganzen Euro (!!!) einsparen konnte. Eifrig tippselte ich Name, Anschrift und einige für eine Taxifahrt eigentlich unwesentliche persönliche Daten in das Online-Bestellformular ein. Als Zahlungsart wählte ich Kreditkarte und nützte das Feld „Bemerkungen“ um das Airportservice darauf aufmerksam zu machen, dass während der Fahrt ein weiterer Kollege mitgenommen und auch am Heimweg wieder zuhause abgesetzt werden müsste. Zufrieden klickte ich nach dem fertigen Ausfüllen auf „Versenden“ und erhielt den freundlichen Hinweis, dass ich hiermit noch lang kein Taxi bestellt hätte und dies erst nach sorgfältiger Überprüfung durch eine Email bestätigt werden würde. Nach einer halben Stunde Bangen war es geschafft: die Bestätigungsemail flatterte in meinen Posteingang und ich konnte durchatmen. 

Am besagten Abholtag taumelte ich um ein paar Stunden nicht ausgeschlafen um 4h30 aus der Wohnung um einen riesigen schwarzen Mercedes vorzufinden, der mich aus einem halb geöffneten Fenster mit einem lässigen „Guadn Morgn“ begrüßte. Das Gepäck gut verstaut, stieg ich ein und wies den Taxifahrer gähnend daraufhin, dass wir noch einen Kollegen abholen mussten, was er ja sicher wusste. Zugegebenermaßen wusste er dies nicht, aber noch war es zu früh um die Hoffnung aufzugeben. Nach 10-minütigem verwirrten Herumgurken durch die unendlichen Weiten des 14. und 16. Bezirkes fragte ich ihn freundlich, wie er denn geplant habe, die Burggasse im 7. Bezirk zu erreichen. Er meinte daraufhin höflich, dass die Burggasse im 9. Bezirk sei, was mir allerdings immer noch nicht die Wege im 14. und 16. Bezirk erklärte und ich nachfragte. Kopfschüttelnd begann er an seinem Navi herumzutippen und schon bald waren wir in der Burggasse (7.Bezirk!) angekommen, um meinen Kollegen mitzunehmen. 

Nach rasanter Fahrt erreichten wir den Flughafen und während mein Kollege schon das Gepäck aus dem Wagen hievte, hielt ich dem Fahrer mit dem Kommentar „Ich bräuchte bitte auch eine Rechnung auf meine Firma“ meine Kreditkarte hin. Völlig entgeistert blickte er mich an und meinte: „Kreditkarte?? Das hätten S‘ mir aber früher sagen müssen, das Gerät braucht so lange zum Laden!“. Ich stellte mir nun  langsam die Frage, ob eigentlich irgendwas von den Dingen, die ich da im Internet eingetippt hatte, die „sorgfältige Überprüfung“ überlebt hatte, und wie viel Glück mir hold war, dass netterweise die Abholadresse dem Fahrer richtig mitgeteilt worden war. Nach drei Minuten Sudern beschloss der Taxifahrer die Kreditkartenzahlung doch zu starten. Das Gerät brach jedoch sobald meine Karte drin war mit dem Kommentar: „Papierrolle fehlt“ ab. Nach dem Eingeständnis des Fahrers, dass sich eine neue Papierrolle nicht finden lassen würde, beschloss ich ernüchtert, bar zu zahlen und wartete auf meine Rechnung. Diese nahm weitere fünf Minuten in Anspruch, da der Name meiner Firma scheinbar so komplex war, dass drei Zettel mit Fehlversuchen am Beifahrersitz landeten.

Schon beim Aussteigen freute ich mich einfach riesig auf die Heimreise, um weitere spannende Abenteuer zu erleben. Freilich blieben mir diese nicht verwehrt denn schon als ich mit Gepäck beladen am nächsten Tag in der Ankunftshalle stand und kein nettes Schildchen mit meinem Nachnamen vorfand, schwante mir Böses. Beim zugehörigen Taxischalter Hilfe suchend, fand ich auch schon unseren Fahrer, der lieber noch den einen oder anderen kleinen Braunen genoss, als mit dem Schild auf uns zu warten. Geistesgegenwärtig wies ich ihn sofort darauf hin, dass wir erstens meinen Kollegen zunächst nach Hause bringen müssten (mit dem Hinweis, dass die Burggasse im 7. Bezirk ist) und ich mit Kreditkarte zahlen möchte. Beide Informationen waren ihm völlig fremd. Verärgert wandte er sich an seinen Kollegen am Schalter und bat ihn, die Fahrt zu tauschen, da er selbst kein Kreditkartengerät besaß. Der Schalterkollege tat wie ihm geheißen und erklärte mir, dass es mehr kosten würde, wenn wir an zwei Adressen fahren. Auf meine Frage, warum dem bei der Hinfahrt nicht so war, wusste er keine Antwort, entschuldigte sich freundlicherweise für den Aufpreis von 15€ und verabschiedete sich. 

Nach einer weiteren rasanten Fahrt (die ist scheinbar im Preis inbegriffen) parkte sich das Taxi vor meiner Haustür ein. Ich hielt dem Fahrer meine Kreditkarte hin und bat ihn um eine Rechnung auf den Namen meiner Firma. Während er hektisch die Rechnung schrieb, fing das Gerät mit meiner Kreditkarte plötzlich an zu biepen. „Abbruch! Zahlung nicht möglich!“ stand darauf. Mit einer lässigen Handbewegung reichte der Fahrer mir Rechnung und Kreditkarte mit den Worten: „Zahlung geht ned.“ Als ich ihn ersuchte, es doch bitte noch einmal zu versuchen meinte er - offensichtlich besser über meine persönlichen Verhältnisse informiert als ich: „Se hom ka Göd mehr am Konto. Tuat ma Lad!“ 

Eines bleibt mir noch zu sagen: Investieren Sie beim Bestellen eines Flughafentaxis den einen Euro Aufpreis in ein persönliches Gespräch am Telefon! Es könnte sich lohnen…

© Eiki

Mittwoch, 19. Januar 2011

Die Solariumschönheit

Das Rouge das passt, der Gloss der sitzt,
Hotpants modisch aufgeschlitzt.
Dazu ein Schal, leger geschwungen,
zum Kauf die Mutter ward gezwungen.

Handtasche von Louis Vuitton,
die neue Bravo hamma schon!
Augenbrauen nadelfein,
fast unsichtbar sollen sie sein!

Frisch vom Friseur, die g`färbte Mähne,
im Mund hellweiß gebleichte Zähne.
Topmodel gestern fand sie toll,
auf Desperate Housewives steht sie voll.

Die Nägel lang und künstlich sind,
mit 17 schon das zweite Kind.
Um diese sie sich selten schert,
die Väter sind noch ungeklärt.

Der neue Freund - echt super süß!,
mit einem Schmuser sie begrüßt.
„herst“ und „oida“ mag sie sehr,
Grammatik fällt ihr eher schwer.

Dem Alkohol nicht abgeneigt,
sie allen dann die Meinung geigt.
Jeden Tag ein Packerl Tschick,
macht ihre Stimme rauchig schick.

So mancher sagt, sie sei `ne Tussi,
gibt jedem Menschen Bussi Bussi.
Am Abend ins Solarium,
mir scheint, das macht auf Dauer dumm.

Dennoch ist sie sehr beliebt,
im Fernsehn man sie ständig sieht.
Besonders freut mich das ja nicht,
doch das ist eine and’re G‘schicht.

© Eiki

Menschen 3 - Nachbarn

Ja, ich habe Nachbarn. Hinter jeder Türe meines Wohnhauses verbirgt sich ein anderer besonderer Mensch. Da vermutlich auch Sie Nachbarn haben, kennen Sie ja vielleicht die eine oder andere Person.

Der Eloquente: Wenn man gerade besonders im Stress ist und es eilig hat, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, auf den eloquenten Nachbarn zu stoßen, der einem schon von Weitem mit einem freudigen: „Hallo, Grüß dich, Servus!“ erwartet. Begeht man den Fehler und grüßt zurück, so löst dies automatisch einen 20minütigen Vortrag des Eloquenten aus, den man zu unterbrechen besser unterlässt, da dies die Dauer des Monologes nur verlängert. Natürlich ist man mehr als froh, endlich auch über schwerwiegende Probleme wie die neue Anordnung der Tonnen im Müllraum, den Tod der Drittkatze des Hausmeisters, das zu dieser Jahreszeit besonders starke Rheuma und das im 4. Stock aufgefundene einfach so weggeworfene Minz-Zuckerl informiert zu werden. Es ist schier unmöglich seinem Wortschwall zu entkommen, gerne versperrt er einem auch den Weg, um ein Vorbeihuschen allenfalls zu verhindern. Mein Tipp: bequeme Haltung einnehmen, Tasche abstellen und das Beste hoffen.

Der Keppler: Der Keppler regt sich gern auf und ist hinsichtlich der Gründe fürs Aufregen recht flexibel. Im Prinzip braucht er nicht mal einen Grund, gibt es doch immer irgendwas zum Jammern. Verständnis für lärmende Kinder am Spielplatz hat er nicht, ist er doch selbst schon als Erwachsener auf die Welt gekommen. Der Gehweg gehört vom Hausmeister ab dem Auftreffen der ersten Schneeflocke gestreut und jedes vom Baum auf den Asphalt herabfallende Blatt ist sofort zu entsorgen. Geräusche aller Art sind tunlichst zu vermeiden. Beim Musikhören sind die Fenster zu schließen, nein, korrigiere: Musik hören ist verboten. Ebenso laute Gespräche sowie mittellaute und leise Gespräche. Recht machen kann man‘s ihm nicht, jeglicher Versuch wird abgeschmettert. Versuchen Sie’s gar nicht, er wird auch die verstecktesten Fehler finden, trainiert dies ja auch täglich in der Rätsel-Krone und beim Heute-Sudoku.

Die 7-köpfige Familie: Schon von weitem ist die Eingangstür in ihr Reich anhand der unzähligen scheinbar in der Wohnung nicht mehr Platz findenden Schuhe und einigem Gerümpel am Gang erkennbar. Frühmorgens, wenn man sich gerade auf den Weg ins Büro begeben möchte, kann man einen gröberen Zusammenstoß mit der gerne auf fremden Türdacken spielenden Melanie-Sophie, einer der Sprösslinge, nur knapp vermeiden. Freundlich wird man jedoch von der überforderten Mutter mit: „Geh Meeeeellii, herst, jetzt komm aber heeer!“ gegrüßt und begibt sich auf den Weg zum Lift, wo Justin schon ungeduldig auf Mama und Schwester wartet und wütend mit dem Schuh schwarze Streifen an die Wand malt. Rasches Einsteigen in den Aufzug hilft übrigens nicht, da hier Kevin und Patrick lauern und große Freude daran finden, auf alle Knöpfe gleichzeitig zu drücken. Raoul-Severin fällt einstweilen gerade samt Tretroller vom 2. in den 1. Stock die Stufen herunter. Ständig frage ich mich, wann es endlich zum großen TV-Auftritt im Rahmen intellektueller ATV-Sendungen kommen wird.

Der Heimwerker: Er ist einer meiner Lieblinge, weckt er mich doch des Öfteren sonntäglich so um 8:07 herum mit dem mehr oder weniger sanften BBRMMMMBRRRMMMMMMMMNNNN seiner Bohrmaschine. Besonders schätze ich seine Lieblings-Bohrzeiten welche neben meinem persönlichen Favoriten Sonntagmorgen noch Mo-Mi ab 19:15h und Do ab 19:45h umfassen. Zu meiner großen Freude scheint er sich des weiteren zumeist für die Trennwand zwischen unseren Wohnungen zu entscheiden, sodass ich auf der Couch gerade fernsehend nur Luftlinie 30cm vom Geschehen entfernt bin und somit das totale Dolby-Surround Erlebnis genießen darf. Angesichts der Häufigkeit der Bohrungen, warte ich nur noch auf das endgültige Durchbrechen der Wohnzimmerwand um ihn dann auch persönlich begrüßen zu dürfen. Auch kann ich nicht ausschließen, dass er hofft, in seiner Wohnung im Rahmen der Bohrungen auf Öl zu stoßen und spiele schon mit dem Gedanken einen Kanister Olivenöl in einer Wand zu verstecken.

Der Laute: Den lauten jungen Mann gibt es natürlich auch. Aus seiner Wohnung strömen Geräusche aller Art, spielt er doch mindestens 6 Instrumente und unterstreicht seine musikalische Gabe durch laufendes Proben. Hin und wieder werde ich das Gefühl nicht los, dass er auch Leistungsturner ist und des Öfteren das Springen von Einrichtungsgegenständen und den Felgeaufschwung an der Duschvorhangstange übt. Seine sportlichen und musikalischen Erfolge gehören gefeiert, er scheint gerne Besuch zu haben, beglückt seine Gäste mit Partys aller Art und ist auch dem Alkohol nicht ganz abgeneigt. Ich bin ja schon froh, wenn keiner seiner Gäste nach einer Party in den Lift speibt. Da ist mir das Detonieren an meiner Eingangstür weitaus lieber.

Ich mag meine Nachbarn.

© Eiki

Sonntag, 16. Januar 2011

Mathematigitt

Aus unerklärlichen Gründen findet ein beträchtlicher Teil der Einwohner Wiens keinen großen Gefallen an der Mathematik, was sich zumeist schon während der Schulzeit herauskristallisiert. Spätfolgen selbigen Desinteresses zeigen sich … ja … gelegentlich. Als Illustration soll nachfolgende Geschichte dienen. 

Als geselliger und dem abendlichen Ausgehen nicht abgeneigter Mensch, traf ich mich mit einer Freundin am Samstagabend um in einem sich dank Happy Hour großer Beliebtheit erfreuenden Lokal den einen oder anderen Cocktail zu genießen. Wir standen gerade bei der Garderobe um unsere Jacken abzugeben, als es geschah! „Oh, super, Nummer 44. Das ist leicht zu merken!“, jubelte meine Freundin völlig zurecht beim Anblick ihres Garderobenzettels und wich zur Seite, damit nun ich meinen Mantel abgeben konnte. 

Bangend, ob ich nun auch so eine coole Nummer bekommen würde, antwortete ich meine innerliche Unsicherheit gekonnt verdeckend mit: „Supa, na vielleicht hab ich auch so ein Glück!“ Da bemerkte ich, wie ein neben uns stehender junger Mann unser Gespräch neugierig belauschte. Anhand seines an allen Nähten vor lauter Bizeps und Trizeps nur so platzenden schwarzen Shirts und Brustmuskel-Körbchengröße Doppel-D war es mir sofort möglich, ihn als Security zu identifizieren. Ich wendete mich wieder der Garderoben-Dame zu, welche mir meinen Zettel in die Hand drückte: Nummer 66 – yessss! Der Security schielte neugierig über meine Schulter auf den Zettel. Als er die „66“ erblickte, meinte er freudig: „Wow, voll leiwand! Ihr habt’s insgesamt genau 100!“…..

Als stiller Genießer versuchte ich mir jeden Kommentar zu verkneifen. Und die Moral von der Geschicht‘: „Kannst du nicht rechnen, tu’s auch nicht.“ Angesichts solcher Beispiele wundern mich Ergebnisse bei PISA-Studien wirklich nicht.  

© Eiki

Übrigens: sollten Sie in dieser Geschichte den Rechenfehler nicht erkannt haben, verlassen Sie bitte meinen Blog.